Kombinierte Faszination - Graffiti und Technik

 
Die Idee des Spraybots basiert auf einer Mischung aus künstlerischer Vision und Faszination für Technik. Ursprünglich wurde er als Werkzeug entwickelt, um Flächen und Linien zu malen, die sonst nur mit großem Aufwand von Hand möglich wären.
— Jascha Müller

Der Spraybot ist einzigartiges eigenentwickeltes Wandmalsystem. Er basiert auf einem Prototyp, der vom Maschinenbauer Oliver Baum im Jahr 2017 gebaut und in Zusammenarbeit mit Jascha Müller über insgesamt sechs Jahre weiterentwickelt wurde.

Jascha Müller ist seit der frühen 90er Graffiti Sprüher und vor- sowie nach seinem Design-Multimedia Studium beruflich Graffiti-Künstler. Sein Portfolio ist zu sehen unter www.jaschamueller.art

Der Sprühroboter besteht aus einem Sprühkopf, der Vektoren in XY-Koordinaten auf die Wand malt. Der Sprühkopf ist auf einem Metallgestell an der Wand befestigt und wird auf einer Schiene bewegt. Die erste Version des Spraybots konnte Motive in der Größe einer Zimmerwand malen. Seit 2023 arbeitet Jascha Müller an einer XXL-Version des Roboters, mit der Flächen von 10x10m und größer bemalt werden können. Damit könnte der Spraybot zur Gestaltung von Fassaden eingesetzt werden.

Grundlage für die mit dem Spraybot erstellten Wandbilder sind Vektorgrafiken, die mit Vektorprogrammen erstellt oder aus 3D-Programmen exportiert werden. Die Übertragung der Vektorgrafiken durch den Spraybot auf die Wand funktioniert ähnlich wie beim 3D-Druck. Das Ergebnis sind zwei- oder dreifarbige Strichgrafiken.

Der Spraybot verbindet auf völlig neue Weise digitale Präzision mit der natürlichen Varianz des Sprühvorgangs

Die Vision war es, eine innovative Technik für die Mural Art zu schaffen, die neue Standards in der Genauigkeit und Wiederholbarkeit der gemalten Elemente setzt und neue Möglichkeiten eröffnet. Beim Einsatz des Spraybots spielen zwei Elemente eine zentrale Rolle, die auf bahnbrechende Techniken der Kunstgeschichte zurückgehen.

Zum einen ist der Strich die Grundlage in der Umsetzung von Motiven. Der Strich oder die Linie als Grundelement der Gestaltung findet sich in verschiedenen Epochen und Kunstrichtungen - von den Meisterstichen Albrecht Dürers in der Renaissance über die schwarzen Konturen in den Pop-Up-Werken Roy Lichtensteins bis hin zu den Outlines - der Essenz der Graffiti-Kunst, der erfolgreichsten Kunstform des 21. Jahrhunderts.

Die Wiederholbarkeit als künstlerische Technik ist entscheidend für die Arbeit mit dem Spraybot. Sie geht zurück auf die Holzschnitttechnik des 15.Jahrhunderts sowie auf den Siebdruck bzw. die Serigrafie, die durch Andy Wahrhol und die Pop-Art bekannt wurde. Das Faszinierende an dieser Technik ist die Reproduzierbarkeit bei gleichzeitiger Variabilität durch den maschinellen Prozess. Obwohl die Vorlage mit digitaler Präzision erstellt wird, bleibt in der Umsetzung Raum für Individualität. Die Sprühpartikel, die der Spraybot auf die Wand aufbringt, weisen eine natürliche Varianz auf. Im fertigen Werk gleicht keine Linie der anderen.

 
Der Spraybot verkörpert auf ganz neue Weise, was mich an der Kunstgeschichte so fasziniert: die enge Verbindung zwischen Pop Art und der Entstehung der Graffiti-Welt in den 70er und 80er Jahren. Künstler wie Jean-Michel Basquiat, Keith Haring, Kaws oder Futura haben in ihren Werken der Pop-Art die Graffiti Ästhetik und Attitüde einverleibt. Die spezifische Energie und Ausdrucksform dieser gegenseitigen Beeinflussung hat mich bei der Entwicklung des Spraybots inspiriert
— Jascha Müller